Zu Beginn des Jahres 2011 hat sich in Freckenhorst ein Arbeitskreis „Gegen das Vergessen und zur Verlegung von Stolpersteinen“ gegründet. Eine der maßgeblichen Initiatorinnen war Annemarie Enninghorst. Sie leitete damals das katholische Bildungswerk Freckenhorst. Mitglieder des Arbeitskreises waren die evangelische und katholische Kirche, die politischen Parteien, die zu der Zeit im Rat der Stadt Warendorf vertreten waren, die Bücherei, das Bürgerhaus, der Arbeitskreis Jüdisches Leben in Warendorf, ehemalige Klassenkameradinnen von Lisel Binzer und weitere interessierte und betroffene Privatpersonen und der Heimatverein. Beim Heimatverein wurde der Arbeitskreis organisatorisch angebunden.
Am 18. November 2011 werden 3 Stolpersteinen an der Hoetmarer Str. 3 verlegt. Sie erinnern an die Familie Michel-Binzer. Hier wohnten die Eheleute Hilde Michel geb. Rosenberg, Jahrgang 1906, und Bernhard Michel, Jahrgang 1897, und die Tochter Liesel Binzer geb. Michel, Jahrgang 1936. Die gesamte Familie wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie wurden befreit und überlebten das Ghetto.
Zum Besuch der Stolpersteine und zur anschließenden Gedenkfeier im Bürgerhaus ist Liesel Michel-Binzer, geb. Michel, mit Ihrer Tochter Frau Gaby Laufmann angereist. Liesel Michel-Binzer erzählt von ihrer Kindheit in Freckenhorst und ihrer Zeit im Ghetto. Die Tochter Frau Laufmann ergänzt die Berichte Ihrer Mutter. Es werden die Gedenkblätter vorgelesen. Diese Veranstaltung wurde durch die VHS Warendorf organisiert.
Am 1. März 2012 wurden vor dem Haus Stiftsmarkt 13 zwei Stolpersteine für die Schwestern Hedwig, Jahrgang 1893 und Ida Rosenberg Jahrgang 1898, verlegt. Beide wurden 1941 nach Riga deportiert. Über ihren anschließenden Verbleib gibt es keine Informationen. Am selben Tag wurden auch an der Warendorfer Str. 59 zwei Stolpersteine für die Geschwister Alma Leffmann, Jahrgang 1886, und Siegried Leffmann, Jahrgang 1893, verlegt. Beide wurden 1941 nach Riga deportiert. Über ihren anschließenden Verbleib gibt es keine Informationen.
Anschließend fand ein gemeinsames Erinnern in der Bücherstube der Bücherei statt. Die Gedenkblätter für die Schwestern Rosenberg und Alma und Siegfried Leffmann haben Annemarie Enninghorst und Heinrich Hellmann geschrieben. Die Gedenkblätter werden in der Villa ten Hompel in Münster archiviert.
Am 8. November 2013 werden Stolpersteine an der Warendorfer Str. 99 verlegt. Hier wohnte Siegfried Elsberg, Jahrgang 1900. Er wurde 1938 in Schutzhaft genommen und war in Warendorf im Gefängnis. Ihm gelang die Flucht 1939 in die USA. Er hat den Holocaust überlebt.
Stolpersteine erinnern an Menschen, die im Nationalsozialismus ausgegrenzt entrechtet, verfolgt, vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. Stolpersteine werden in die Bürgersteige vor jenen Häusern verlegt, in denen zwischen 1933 und 1945 Bürger lebten, die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes wurden. Jeder dieser Menschen erhält einen eigenen Stolperstein. Der Stolperstein enthält den Namen und die Lebensdaten der ehemaligen Bewohnerin bzw. des ehemaligen Bewohners und verweist auf deren Schicksal.
Der Künstler Gunter Demnig ist ein Kölner Bildhauer, der dieses Kunst- und Erinnerungsobjekt 1992 geschaffen hat. Seit 1995 werden Stolpersteine in Deutschland und seit 2006 in ganz Europa verlegt.
Margit Schulze Stentrup, im Januar 2022