Freckenhorster Ortsarchiv

Der Freckenhorster Heimatverein besteht seit dem Jahre 1976. Seit dieser Zeit wird in dem Archiv alles gesammelt, was Bezug zu Freckenhorst hat. Mittlerweile ist eine umfangreiche Sammlung heimatgeschichtlicher Dokumente und Objekte entstanden.

Das Archiv umfasst inzwischen folgende Bestände:

  • ca. 15.000 Fotos, Dias und Negative
  • über 500 Bücher, davon ca. 100 mit direktem Bezug zu Freckenhorst
  • Sammlungsgegenstände zu Freckenhorst wie z. B. Bilder, Münzen, 200 Jahre alte Urkunden
  • Nachlässe von Einzelpersonen
  • Festschriften, Jubiläumsschriften, Landkarten, Totenzettel
  • Lokalteil der Tageszeitung „Die Glocke“
  • Vereinsarchiv
  • und anderes mehr.

Das Archiv befand sich zunächst in zwei Räumen an der Turnhalle der Grundschule. Diese beiden Räume hat der Heimatverein als Ortsarchiv und der Orchesterverein als Probenraum genutzt. Mit der Zeit wurde der Platz zu eng. Seit dem Jahre 2017 bis zum Jahre 2021 befand sich das Archiv an der Theodor-Kreimer-Straße 7 in Freckenhorst. Der Jetzige Standort ist Everswinkeler Straße 18a in Freckenhorst. 

Das Archiv des Freckenhorster Heimatvereins nimmt gerne weitere historische und zeitgenössische Dokumente, Urkunden, Bilder, Bücher, Broschüren oder sonstige private Nachlässe entgegen, um sie vor Vergessen oder dem Untergang zu bewahren. Dies sind wichtige Quellen für die Heimatforschung und zur Bewahrung der Geschichte der Stadt Freckenhorst. Wenn Sie dem Freckenhorster Heimatverein etwas überlassen wollen, teilen Sie uns dies bitte über mit. Wir holen die Dinge gerne bei Ihnen ab.

Das Archiv ist leider noch nicht öffentlich zugänglich, es wird aber nach vorheriger Terminabsprache gerne für alle Bürger zu privaten Recherchen sowie für Wissenschaft und Forschung zur Einsichtnahme zur Verfügung gestellt. Ihre Anfragen richten Sie bitte an: .

Die Grundlagen des Archivs legte mit viel persönlichem Einsatz Hans Jörg Kraneburg. Fortgeführt wird es derzeit durch Helmut Eismann. Haben Sie Lust mitzumachen, möchten Sie helfen, die Geschichte Freckenhorsts zu bewahren dann melden Sie sich bitte beim Vorstand des Freckenhorster Heimatvereins.

Die neueste Erwerbung des Freckenhorster Heimatvereins im April 2024 sind die „Freckenhorster Weberfahnen“ aus den Jahren 1847 und 1897. Diese Fahnen sind bis heute erhalten und wurden von der Familie Zurwieden sorgfältig verwahrt, zunächst in Fabrikräumen der Weberei und nach deren Stilllegung und Abriss im Wohnhaus der Familie. Die Familie Zurwieden hat die Fahnen jetzt dem Heimatverein geschenkt. Der Heimatverein bedankt sich ganz herzlich bei der Familie Zurwieden für das Vertrauen, diese wertvolle Erinnerung an die Freckenhorster Webertradition zu bewahren.

Im Jahre 1847 gründeten die Freckenhorster Weber in einer Phase des wirtschaftlichen Niederganges der Handweberei oder gerade auch deshalb einen Verein. Im zeitlichen Zusammenhang mit der Gründung des Vereins wurde eine Vereinsfahne angeschafft, um so die Verbundenheit untereinander nach außen zu zeigen. Auf die Fahne aufgedruckt sind die Worte „Hoch lebe der Weberstand“, ergänzt  mit den Zunftzeichen Schere, Fadeneinholer und zwei Weberschiffchen. Das Fahnentuch selbst ist eine „Sammlung“ von verschiedenen Stoffarten wie z. B. Baumwolle, Leinen, Jute u.a. in allen den Freckenhorster Webern damals bekannten Webtechniken auf Handwebstühlen, sozusagen als Musterbuch in einer Fahne vereinigt. Mit der Fahne wurde das Können der damaligen Weber gezeigt.

Zum 50jährigen Jubiläum des Webervereins Freckenhorst wurde die zweite Fahne angefertigt. Sie wurde in einer von dem Franzosen Jaquard entwickelten Methode gewebt. Neben Naturfasern (Baumwolle, Viskose) wurden auch Metall- und Lurexfäden eingewebt. Es handelt sich um einen sogenannten Brokatstoff, der im Gegensatz zur ersten Fahne auf mechanischen Webstühlen erstellt wurde. Zwei eingestickte Löwen  halten ein Wappen der Weber mit den Zunftzeichen Schere und Webschützen. Umschrieben ist das Bild mit dem Schriftzug „Weber Verein (oben) Freckenhorst (unten), links und rechts der Löwen die Jahreszahlen 1847 und 1947. Die Rückseite der Fahne trägt ein Bild des Heiligen Severus, dem Schutzheiligen der Weber mit der Umschrift „Gott schütze das ehrbare Handwerk“.

Die Fahne des Freckenhorster Webervereins von 1847
Die Fahne des Freckenhorster Webervereins von 1897, Vorderseite
Die Fahne des Freckenhorster Webervereins von 1897, Rückseite

Die älteste Urkunde im Archiv

Eines der ältesten Dokumente, die dem Freckenhorster Heimatverein von Freckenhorster Familien überlassen wurden ist der Freibrief einer Äbtissin des Stiftes Freckenhorst zur Entlassung einer Hedwig Heidtwinkel aus der Leibeigenschaft. Der Freibrief wurde im Jahre 1710 ausgestellt (siehe nebenstehende Abbildungen).

Die Leibeigenschaft oder Eigenbehörigkeit bezeichnet eine vom Mittelalter bis in die Neuzeit verbreitete persönliche Verfügungsbefugnis eines Leibherrn über Leibeigene (genannt auch Eigenleute). Leibeigene waren zu Frondiensten verpflichtet und durften nicht vom Gutshof des Leibherrn wegziehen. Sie durften nur mit Genehmigung des Leibherrn heiraten und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit. Meist waren Leibeigene auch Grundhörige, oft war der Grundherr zugleich der Leibherr des Bauern. Grundhörige bewirtschafteten Grund und Boden ihres Grundherrn und schuldeten ihm als Gegenleistung Naturalabgaben und Dienstleistungen (Beschreibung nach Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigenschaft, abgerufen am 03.07.2021).

Die Transkription (Übertragung in lateinische Schrift) erfolgte durch Herrn Dr. Langewand, Kreis Warendorf, Kreisarchiv. Die Transkription ist original- und zeilengetreu. Die Großschreibung wurde an die moderne Rechtschreibung angepasst. Das Original des gezeigten Dokuments wird heute im Kreisarchiv Warendorf, N 25 (Heimatverein Freckenhorst), Nr. 43.1 und 43.2 aufbewahrt.

Freibrief (Entlassung aus der Leibeigenschaft) Freckenhorst, 1710 Juli 12

Urkunde, Papier; originale Ausfertigung

Freybrieff für Hedewig Heidtwinckell im Dorff Freckenhorst

Wir Hedewig Christina Gerdrutt des hochadtlichen freyweltlichen Stiffts Freckenhorst Abdissin und Archidiaconissa des selbsten, gebohrne von Korff und Erbfraw zu Sutthausen, thuen kundt und bekennen hiemit vor uns und unseren ahn der Abdey Freckenhorst Nachkommenen, daß wir unsere bishero aygenbehörige Hedewig Heidtwinckel von Ewert und Marien auff Heidtwinckels Kotten zu Freckenhorst ehelich gebohrne Tochter, von allem Leibaygenthumbsrecht- und pflichten, womit sie uns bisherzu verpflichtet gewesen, frey, lehdig und loes gelaßen haben [tun] auch sölches hiemit und krafft gegenwärttigen Brieffes, gestalt sie sich nuhnmehro anderen, freyen Leuthen gleich verhalten und dahin —ehren und begeben magh, woes ihr am dienlichst- und gelegensten zu sein vermeinen wird, globen auch hiemit ihr diese Frey- und Quitlaßung jederzeits zu stehn, und zu wahren, so offt es nöthig sein wird, und wir darümb ersuchet werden, vor behaltlich daß sie an ob[gemelten] unseren Heidtwinckels Kotten sich aller ferneren Ansprach unterm praetext kindtlichen Antheils und sonst bey Verlust dieser von unser erlangter manumission und Freyheitt gäntzlich begeben soll und wölle, in Uhrkundt haben wir gegenwärttigen Freylassungs Brieff aygenhändig unterschrieben und mit unsern angebohrnen hochadtlichen Ingesiegell wissentlich bekräfftiget. So geschehen Freckenhorst den 12 Julii 1710.

Hedewich Christina Gerdrudt Abtissin

Tag der offenen Tür in den neuen Archivräumen

Tag der offenen Tür im Archiv des Freckenhorster Heimatvereins

Der Freckenhorster Heimatverein e. V. freute sich, zum Freckenhorster Herbst am 8. und 9. Oktober 2022 die neuen Archivräume im Hause Everswinkeler Straße 18a in Freckenhorst präsentieren zu können. Die Mitglieder des Freckenhorster Heimatvereins und die Bürgerinnen und Bürger in Freckenhorst und darüber hinaus waren zum Tag der offenen Tür eingeladen. Über beide Tage verteilt kamen 50 Gäste zum Stöbern in der Sammlung, in den Fotos, in den alten Zeitungsberichten oder auch in der Literatur über Freckenhorst. Bei einem kleinen Imbiss und einem Glas Wein gab es zahlreiche anregende Gespräche.

Die Bedeutung der Sammlung im Archiv und der einzelnen Objekte wurden vom fachkundigen Team des Freckenhorster Heimatvereins gerne erläutert. Die Foto- und DIA- Sammlungen von Theo Zwoll und Jürgen Meister sowie viele Dokumente aus der Sammlung wurden zwischenzeitlich von Gottfried Hölscher eingescannt und konnten am PC eingesehen werden. Die Dateien lassen die Freckenhorster Vergangenheit lebendig werden. Der Heimatverein hält die Dateien für Interessierte bereit. Gerne können sich Bürgerinnen und Bürger jeden Alters, die Gefallen an der Geschichte Freckenhorsts haben, in die Aktivitäten des Heimatvereins einbringen.

Eine Bitte an die Bürgerinnen und Bürger in Freckenhorst: Nicht alles was alt ist, ist wertlos. Vieles sollte für die Zukunft gesichert werden. Daher bittet der Freckenhorster Heimatverein, alte Urkunden, Dokumente, Bilder von Freckenhorst, Geschäftsbücher alter Handwerks und Industriebetriebe und ähnliches bevor diese in den Abfall gelangen oder vernichtet werden, dem Verein für die Sammlung oder eine digitale Sicherung zur Verfügung zu stellen.

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