Die Bauerschaften in Freckenhorst

Ein Schweinehirt Frickyo als Namensgeber für einen Ort? Eher unwahrscheinlich. Wie der Name Freckenhorst wirklich entstanden ist, darüber herrscht bis heute keine endgültige Klarheit. Eine Legende, eine gefälschte Gründungsurkunde des Stiftes und weit hergeholte Vergleiche mit nordischen Gottheiten – der Stoff für viele Spekulationen. Heute ist man sich einigermaßen sicher, dass Fricco ein Eigenname war. Demnach war er ein fränkischer Adeliger, der nach Vertreibung oder Deportation der bisherigen sächsischen Gebietseigner durch Karl den Großen ab 772 mit den Gütern belehnt worden ist. Er gibt dem Ort dann seinen Namen: Freckenhorst. In Freckenhorst gelebt hat Fricco nie.

Kirchspiel

Noch bis in die 1960er-Jahre gab es die selbständigen Gemeinden Freckenhorst und Freckenhorst-Kirchspiel. Das Kirchspiel war eine eigene Verwaltungseinheit mit politischer Vertretung. Ursprünglich ist es der Bereich, in dem ein Pfarrer predigen und die kirchlichen Amtspflichten ausüben darf. Es bezeichnet den Pfarrbezirk, in dem mehrere Ortschaften einer bestimmten Pfarrkirche zugeordnet sind. Im Kirchspiel zusammengefasst sind vor allem die Bauerschaften. Dort gab es allerdings wenig Industrie oder größere Betriebe. Die Steuereinnahmen reichten gerade einmal, um zu entscheiden, welcher Wirtschaftsweg saniert werden konnte. So kam es am 1. Januar 1969 zum Zusammenschluss und Gründung der neuen Stadt Freckenhorst.

Wigbold

Die Ortslage von Freckenhorst wurde im Fürstbistum Münster etwa seit 1500 bis 1803 als „Wigbold“ bezeichnet. Wigbold bedeutet „Minderstadt“ (Ort mit eingeschränktem Stadtrecht, Zentralort auf der untersten Ebene). Aber man besaß das Marktrecht. Solche Orte finden sich häufig in dünn besiedelten Gebieten, in denen der Weg zum Markt in der nächsten größeren Stadt für die Bauern zu weit war. Das Wigbold Freckenhorst wurde nach der Besetzung des östlichen Münsterlandes durch Preußen am 3. August 1802 in der preußischen Verwaltung fortan als Stadt bezeichnet.

Sowohl die Stadt Freckenhorst – das ehemalige Wigbold – als auch das Kirchspiel Freckenhorst wurden als getrennte politische Gemeinden im Jahre 1804 von der Königlich Preußischen Regierung begründet. Die Franzosen kamen unter Napoleon und schließlich die Preußen (1815) zurück. Ab 1837 bildeten Stadt und Kirchspiel Freckenhorst mit Neuwarendorf zusammen eine Bürgermeisterei. 1843 wurde das Amt Freckenhorst gebildet – damals noch mit Neuwarendorf (1945 zu Warendorf). Zum 1. Januar 1969 wurde die Gemeinde Kirchspiel Freckenhorst in die Stadt Freckenhorst eingemeindet. Freckenhorst wiederum wurde 1975 nach großen Widerständen mit der Stadt Warendorf zu einer Stadt verschmolzen.

Die fünf Bauerschaften

Flintrup

Die Bauerschaft Flintrup liegt im Süden von Freckenhorst. Der Mittelpunkt ist die Flintruper Kapelle. Dieses Kapellengebäude besteht seit 125 Jahren. Vorher gab es andere Kapellengebäude in Fachwerkbauweise. Die Flintruper-Kapellengemeinschaft, mittlerweile ein eingetragener Verein, pflegt und unterhält die Kapelle. Zweimal im Jahr feiern die Flintruper dort eine heilige Messe.

13 Bauernhöfe bilden die Bauerschaft Flintrup. 5 von den 13 Höfen leben vorwiegend von der Landwirtschaft. Sie halten Milchkühe oder Schweine und bewirtschaften ihre Weiden und Äcker. Die Flächen sind dort schwere Ton- und Lehmböden, die zum Teil als Wiesen genutzt werden. Dort gibt es auch einen bekannten Reiterhof, auf dem Kinder und Erwachsene eine Reitausbildung erhalten oder Reiterferien genießen können. Von der Zufahrt zum Reiterhof gibt es immer noch den schönsten Blick über Freckenhorst bis hin zum Dörenberg bei Bad Iburg.

Die Kapelle in Flintrup

Gronhorst

Die Bauerschaft Gronhorst liegt südlich und westlich von Freckenhorst. Sie besteht aus 13 größeren und kleineren Hofstellen. Die Höfe, die vorwiegend von der Landwirtschaft leben, betreiben Biogasanlagen und Schweinemast. Dort gibt es auch den „Hof Lohmann“, eine Außenstelle der Freckenhorster Werkstätten. Er wurde von der Familie Lohmann an den Caritasverband Warendorf verkauft. Jetzt wohnen und arbeiten dort rund 20 Menschen mit Einschränkungen und ihre BetreuerInnen. Die Nachbarn betreiben einen Demeter-Biohof mit Gemüseanbau, Hofladen mit Bistro und vielen Natur-Aktionen für Kinder. Zwei Biogas- und Windenergieanlagen in der Bauerschaft tragen zur Energiewende bei.

Historische Karte

Walgern

Walgern ist eine flächenmäßig relativ große Bauerschaft, die früher Walegardon hieß und 14 größere und kleinere Hofstellen hat.

Es gibt mehrere Höfe, die überwiegend von der Landwirtschaft leben. Sie betreiben Ackerbau, halten Legehennen und Schweine und ernten Windenergie mit ihren Windrädern. Die Ackerböden sind leichter als in Flintrup und Gronhorst und sehr fruchtbar.

In Walgern hat sich eine frühzeitliche Thingstätte (Gerichtsstätte) erhalten. Man erkennt sie mitten in der Bauerschaft an einem dicken Findling unter Bäumen und entsprechenden Hinweistafeln. Der „Neue Friedhof“ von Freckenhorst liegt auch schon auf dem Gebiet von Walgern. Walgern liegt links und hauptsächlich rechts der Everswinkeler-Straße Richtung Everswinkel.

Hägerort

Der Hägerort ist eine vergleichsweise flächenmäßig kleine und waldreiche Bauerschaft, die früher zu Walgern (bis 1950) gehörte. Die Böden sind meist fruchtbar. Im Osten der Bauerschaft befinden sich teils sehr schwer zu bearbeitende Ackerböden, weil sie lehm- und tonhaltig sind.

Der einzig aktive Bauernhof ist ein Hof mit einer vielseitigen Viehhaltung: Rinder, Schweine, Geflügel, Hofladen und Wochenmarktverkauf für die hofeigenen Wurst- und Fleischspezialitäten. Der Wirtschaftsweg durch die Bauerschaft ist geprägt durch eine lange Reihe alter und knorriger Apfelbäume, die vor 40 Jahren vom Heimatverein gepflanzt wurden.

Der Friedwald befindet sich im Wald „Hagen“ im Hägerort. Er ist eine immer beliebter werdende Begräbnisstätte. Gegenüber dem Eingang des Friedwalds liegt der kleine Schneckenberg – eine kegelförmige Erhebung, die von Kindern und Spaziergängern gerne genutzt wird. In der Bauerschaft ist ein „Flugplatz“ angelegt, eine Start- und Landebahn für Gleitschirmflieger.

Die katholische Landvolkshochschule Schorlemer Alst (LVHS) liegt nah am Wald „Hagen“. Er wird gerne von den Gästen der LVHS zum Spazierengehen genutzt.

Hoenhorst

Diese Bauerschaft liegt im Osten von Freckenhorst rechts und links der Westkirchener Straße. Auch hier müssen die Bauern schwere Lehmböden bearbeiten. Sie betreiben Viehzucht (Schweine, Rinder, Milchkühe, Hühner ) und Ackerbau. Ein Hof bietet seine Produkte zum Verkauf im Hofladen an.

Von 1899 bis etwa 1970 verlief durch die Bauerschaft das Geleis der Bahnstrecke von Freckenhorst über Westkirchen nach Neueckum. In der Landschaft ist der Verlauf der Strecke noch zu ahnen. Von Hoenhorst nach Westkirchen verläuft die alte Bahntrasse heute als Radweg.

Ausschnitt der Bauerschaft Hoenhorst

Quelle: Bezirksregierung Köln, Geobasis NRW, https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/